Verein - Chronik

Gegen Ende der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts besann man sich auch in Rotthalmünster auf die Werte sportlicher Betätigung und man begann die körperliche Ertüchtigung vereinsmäßig zu betreiben. Der sich für die Turnbewegung sehr engagierende einflussreiche Bürger und Brauereibesitzer Friedrich Wochinger unterrichtete den „hochlöblichen Marktmagistrat“ über eine am 15. Juni 1891 im Gasthof Wochingerbräu am Marktplatz stattgefundene Versammlung, in deren Verlauf sich ein Verein mit dem Namen „Turnverein Rotthalmünster“ konstituierte.

Die Statuten verkündeten den Zweck des Vereins wie folgt:

Der Turnverein Rotthalmünster hat es sich zur Aufgabe gestellt, die körperliche Gewandtheit seiner Mitglieder durch turnerische Übungen auszubilden, den Turnunterricht der Schuljugend zu leiten und ein freundschaftliches, geselliges Zusammenleben zu pflegen.

Der erste Turnplatz lag in der Nähe der sogenannten „Wochinger-Wieskeller“ an einer Pappel-Allee am Rauschlberg, wo insgesamt 30 Jahre der Sommerturnbetrieb stattfand. Der Winterturnbetrieb dagegen wurde in den ersten Jahren im „Huber-Bierkeller“ in der Bräugasse durchgeführt, bis schließlich eine alte Brauereihalle am Goldberg als provisorische Turnhalle bis zum zweiten Weltkrieg benutzt werden konnte.

Bar jeglicher Unterstützung durch Staat und Kommune nahm der junge Verein eine erfreuliche Entwicklung und konnte trotz mancher finanzieller Engpässe bestehen.

Am 23. August 1930 beschloß der Turnverein in der Monatsversammlung die Einführung des Handballspieles. Ebenso wurde das Kleinkaliberschießen als neuer Zweig im Turnverein aufgenommen.

Nachdem der Turnverein definitiv eine Fußballabteilung nicht aufnehmen wollte (Fußballspielen galt als roher, die Sitten und die Gesundheit untergrabender Sport), kam es am 01. Mai 1931 zur Gründung der „Spielvereingung Rotthalmünster“, die dann auch den Verbandsspielbetrieb aufnahm. Damit war in Rotthalmünster ein zweiter Verein gegründet worden, der sich die körperliche Ertüchtigung seiner Mitglieder zum Ziel gesetzt hatte.

Auf Veranlassung des Landratsamtes Griesbach i. Rottal bat der damalige Bürgermeister Josef Scheichl etwa 20 bekannte Sportler des Marktes Rotthalmünster zu einer Besprechung am 12. März 1946 abends in den Sitzungssaal des Rathauses. Es herrschte relativ schnell Einigkeit darüber, dass die beiden früheren Vereine Turnverein und Spielvereinigung keinesfalls getrennte Wege gehen durften. Man wollte dadurch einerseits einer eventuellen Belastung aus dem Wege gehen, die dem Verein durch die Zugehörigkeit des Turnvereins zum Reichsverband für Leibesübungen erwachsen wären und andererseits solche Zustände ausschalten, wie sie früher durch die Zwistigkeiten zwischen dem Turnverein und der Spielvereinigung bestanden hatten.

So kam es am 18. März 1946 wiederum im Sitzungssaal des Rathauses zur Fusion der beiden früheren Vereine und damit zur Gründung des heutigen Turn-und Sportvereins 1891 Rotthalmünster.

Mit Otto Hiesinger wurde ein tüchtiger Vorstand gefunden, der alle Probleme mit uneigennützigem Einsatz meisterte. Dank seines Verhandlungsgeschickes gelang ihm innerhalb kurzer Zeit die Lizenzierung des Vereins sowie die Besorgung eines geeigneten Sportplatzes.

Der Tüchtigkeit der Vorstandschaft war es zu verdanken, dass sich binnen kurzer Zeit innerhalb des Vereins folgende Sportarten bildeten:

Fußball, Feldhandball, Faustball, Leichtathletik, Tischtennis, Schwimmen, Geräteturnen, Schach und Wintersport. Der große Renner war die im Frühjahr 1948 aus der Taufe gehobene Boxsportabteilung, die sich größter Beliebtheit erfreute und begeisterte Anhänger fand.

Als großer Anhänger des Radsports initiierte der Kaufmann Hermann Koch jun. mit viel Idealismus den Bau einer Radrennbahn um den Sportplatz. Am Sonntag, den 27. Mai 1951 konnte man zur Einweihung der 300 Meter langen Radrennbahn schreiten, auf der vor allem die Gebrüder Emil und Erwin Brodschelm aus Rotthalmünster große Erfolge erringen konnten.

Im Jahre 1960 übernahm Josef Schimpfhauser das Ruder des TSV-Schiffes.

Der für seine Dynamik bekannte neue Vorstand setzte sich vehement für den Neubau der Sporthütte und für den Umbau des Sportplatzes ein und überzeugte die Vorstandschaft von der dringenden Notwendigkeit dieser Maßnahmen. Im Frühjahr 1962 wurden nach Vorlage der entsprechenden Pläne und Kostenvoranschläge die hierfür notwendigen Arbeiten bewältigt und finanziert. Der Kirchweihsonntag 1962 brachte mit der Einweihung und kirchlichen Segnung der neuen Sportanlage und des Vereinshauses die Krönung eines beispielhaften Gemeinschaftswerkes.

Als sich Josef Schimpfhauser im Jahre 1970 der Kommunalpolitik zur Verfügung stellte, erklärte er wegen Arbeitsüberlastung seinen Rücktritt.

Zum neuen Vorstand des Turn-und Sportvereins Rotthalmünster wurde mit Albert Krompaß ein bewährter Sportpraktiker gewählt, dessen Hauptaugenmerk von Anbeginn der Förderung der Schüler-und Jugendarbeit galt und der dem Verein in struktureller Hinsicht ein neues Gepräge gab. Mit der sofortigen Anbringung von Werbewänden am Sportplatz erschloß Albert Krompaß eine neue Geldquelle und schuf somit die finanzielle Grundlage für anstehende Projekte.

In die Amtszeit von Albert Krompaß fallen auch die Gründung einer Judo-und Tischtennisabteilung, einer Damen-und Herrengymnastik-Riege, der Volleyballabteilung, der Wanderabteilung sowie das Kinderturnen.

Im Jahre 1974 errichtete die Marktgemeinde im Zuge des Neubaues der Hauptschule eine Freisportanlage mit einem Rasenspielfeld, Allwetterplatz, einer 100 Meter-Kunststoffbahn, Weitsprung-und Hochsprunganlage, Kugelstoßanlagen, sowie 1975/76 eine funktionsgerechte Doppelturnhalle, die sowohl dem Schulsport, als auch dem TSV zur Verfügung stehen.

Mit dem Bau einer Stockbahnanlage mit Clubhaus und 5 Einzelbahnen in Pattenham, erfuhr das großzügige Freizeitangebot des Vereins eine weitere Bereicherung. Besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang , das auf dem vom Gastwirt Max Schmalhofer zur Verfügung gestellten Grundstück, in Eigenleistung unter der Regie des damaligen Spartenleiters Franz Hofbauer errichtete schmucke Vereinsheim.

Die darauffolgenden Vorstände Eckhardt Klora, Werner Ernst und Erwin Krompaß hielten sich im großen und ganzen an die Richtlinien ihrer Vorgänger und konnten in ihren jeweiligen Amtsperioden einige großartige sportliche Erfolge in den verschiedenen Sparten feiern. Amtierender Vorstand des TSV Rotthalmünster ist Franz Lew.

Fußball, Judo, Tischtennis, Stockschießen, Radsport, Aerobic, Koronarsport, Damen-und Herrengymnastik, Karate und Kinderturnen sind heute Sportarten, in denen beim TSV 1891 Rotthalmünster ca. 900 Mitglieder getreu dem Leitgedanken „In einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist“, ihre körperlichen Kräfte üben und pflegen können.

Anno Dazumal...

Der Verein im Gründungsjahr 1891
Das Foto zeigt den Turnverein Rotthalmünster im Jahre 1891. In der hinteren Reihe von links nach rechts: Turnwart Franz Xaver Mühlbauer, 1. Vorstand Brauereibesitzer Friedrich Wochinger und Säckelwart Michael Hauser. Vorne i.d.Mitte: Karl Grassmann jun., Zeugwart.
Situation der Sportstätten im Jahr 1931
Situation der Sportstätten im Jahr 1931
Turnhalle bis 1950: Gebäude der Wochingerbrauerei am Goldberg
Turnhalle bis 1950: Gebäude der Wochingerbrauerei am Goldberg
Die erste Elf der Spvvg Rotthalmünster (1931)
Die erste Elf der Spvvg Rotthalmünster (1931)
Josef Schimpfhauser
Josef Schimpfhauser
Albert Krompaß
Albert Krompaß
Judo-Spartengründer Helmut Baum
Judo-Spartengründer Helmut Baum
Eckhardt Klora
Eckhardt Klora
Werner Ernst
Werner Ernst